Die diesjährige Mitgliederversammlung des Bundesverbandes Deutscher Briefmarken-Versteigerer (BDB) in Ratingen hatte es leicht, positive Stimmung zu verbreiten. Immerhin ist die Nachfrage nach Seltenheiten und hochwertigen Spitzenstücken, besonders aber vergleichbarer Sammlungen ungebrochen. Dementsprechend die Nachfrage nach solchen Einlieferungen, um die dann sich das harte Karusell des Wettbewerbs dreht.
Die 42 Verbandsfirmen – gut die Hälfte war bei der Tagung in Ratingen am 5. Juni 2010 vertreten – blickten aber auch in die Zukunft. Zum Beispiel mit einem neu festgesetzten Jahresbeitrag, der zwischen 100 bis 200 Euro pro Mitgliedsfirma erhöht wurde, aber auch bei Fragen des künftigen Prüfernachwuchses. Hier sehen sie sich, so BDB-Präsident Harald Rauhut, mit dem Bund Philatelistischer Prüfer (BPP) in einem Boot. Der von BPP-Präsident Dr. Hans-Karl Penning vorgetragene Weg, künftig durch „Nachwuchs-Seminare“ neue Prüfer zu gewinnen, diesen aber auch das Studium und die Forschung mit Hilfe des umfangreichen Materials, das durch die Hände so mancher Versteigerer geht, zu hohe Hürden zu erleichtern, wurde gemeinsam unterstützt.
Eher als „entwicklungsfähig“ bezeichnete Rauhut das in seinen Augen vorhandene Ungleichgewicht der Prüfkosten, bei denen durch teures Material zu hohen Prozent-Ansätzen quasi die Prüfung und Sortierung des billigen „Massenmaterials“ suventioniert werde. Hier sollte es Änderungen geben, die gerade auch die Gruppe, die die Mehrzahl des wertvollen Materials einliefere, angemessen entlaste.
Dem BDB-Vorstand mit Harald Rauhut, Günter Schreyer, Dr. Reinhard Fischer und Klaus Veuskens war es im vergangenen Jahr auch gelungen, den Verband und dessen Mitglieder bei Messen durch Benefizauktionen in den Blickwinkel der Öffentlichkeit zu rücken. Immerhin konnten so rund 14 000 Euro wohltätigen Organisationen zugeführt werden, die das eingespielte Geld gut gebrauchen können.
Einer solchen Positivbilanz stehen natürlich auch – allerdings kleinere – noch zu lösende Probleme gegenüber (z.B. bei der Präsenz im Sachverständigenwesen, bei der rechtssicheren und kundenfreundlicheren Abfassung von Bedingungen, bei der Festsetzung realer MICHEL-Preise, dem Resonanzmangel bei Anzeigen oder dem sog. „Freihandverkauf“). Diese anzugehen, hat der Verband wiederum ein weiteres Jahr Zeit, bis man sich im Juni 2011 im Stuttgarter Raum wiedertrifft.
Insgesamt – so konnte nur das Resümee ausfallen – war es eine Tagung, die bei aller Konkurrenz der Mitglieder von klarer Struktur und Orientierung geprägt war, deren Stimmung Weltwirtschaftskrisen bislang nicht trüben konnte und kann, – vorausgesetzt, der begünstige Steuersatz von 7% für Briefmarken bleibt erhalten. Hierfür werden sich Auktionatoren und Verband nicht nur für ihre Mitglieder, sondern gerade auch im Interesse ihrer Kunden einsetzen. Deutschland möchte auch in Zukunft den „besten“, nämlich den wohl aktivsten und vermutlich auch umsatzstärksten philatelistischen Auktionsmarkt der Welt repräsentieren.