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Historischer Brief von König Carol II. kommt unter den Hammer

6. November 2020

(Christin Zindritsch/Wiesbaden, 5. November 2020 / pcp)Am 21. November 2020 findet die vierte Versteigerung der Sammlung ERIVAN, der beispiellosen Briefmarkensammlung des ehemaligen Tengelmann-Chefs Erivan Haub, in Wiesbaden statt. Das unbestrittene Highlight dieser Auktion zum Sammelgebiet Altdeutsche Staaten ist ein Unikat: der König-Carol-Brief aus dem Großherzogtum Baden (Startgebot: 100.000 Euro). Weitere Spitzenstücke sind ein Brief aus Lübeck mit seltener 2½-Schilling-Frankatur (Startgebot: 80.000 Euro) und ein Bogen der ½ Neugroschen-Briefmarken aus Sachsen mit berühmtem Farbfehldruck (Startgebot: 80.000 Euro). Ausgerichtet wird die Versteigerung von Heinrich Köhler in Wiesbaden, dem ältesten Briefmarkenauktionshaus Deutschlands.

Bei der Auftaktauktion im Juni 2019 erzielten die Briefmarken der Sammlung ERIVAN Höchstpreise. Der legendäre Baden-Fehldruck wurde für 1,26 Millionen Euro versteigert (Startgebot: 800.000 Euro) und ist damit die derzeit teuerste Briefmarke Deutschlands. Eine Sensation in der philatelistischen Welt, die für eine außergewöhnliche Medienresonanz sorgte. Die Sammlung ERIVAN hat eine bis heute andauernde Dynamik in der Philatelie ausgelöst. Extreme Aufsteigerungen und intensive Bieterkämpfe sind bei den außergewöhnlichen Auktionen an der Tagesordnung.

Der König-Carol-Brief ist das bedeutendste Stück der Sammlung von Erivan Haub neben dem Baden-Fehldruck. „Wir freuen uns, erneut historische Momente der Philatelie erleben zu können. Spitzenstücke wie der König-Carol-Brief bringen Sammler und Händler aus aller Welt zusammen und motivieren, im Saal, am Telefon oder online zu bieten“, sagt Dieter Michelson, Geschäftsführender Gesellschafter des Heinrich Köhler Auktionshauses. „Der Brief ist durch seine einzigartige Provenienz nicht nur unter Philatelisten bekannt und begehrt.“

Der König-Carol-Brief ist der einzige Kehrdruck-Brief der Altdeutschen Staaten. Als Kehrdruck bezeichnet der Philatelist zwei zusammenhängende Briefmarken im Paar, welche jedoch kopfstehend zueinander gedruckt wurden.

Der Baden-Brief von 1856 erzählt die wechselvolle Geschichte des Monarchen König Carol II. von Rumänien, einem leidenschaftlichen Briefmarkensammler. 1940 musste König Carol II. nach einem Putschversuch abdanken. Auf der Flucht ins Exil gelang es dem König und seiner Geliebten, die umfangreiche Briefmarkensammlung des Monarchen mit in den Zug zu nehmen. Beim Angriff der faschistischen Eisernen Garde auf den Sonderzug von Bukarest nach Jugoslawien blieben sowohl das Paar als auch der König-Carol-Brief unversehrt. Auch als Carol II. einen Teil seiner Sammlung zur Sicherung des Lebensunterhalts verkaufen musste, blieb der Brief in seinem Besitz. Erst nach seinem Tod 1953 wurde der berühmte Umschlag versteigert. Nach mehr als 35 Jahren kommt der König-Carol-Brief nun wieder unter den Hammer.

„Das Interesse an den ersten Versteigerungsserien der Sammlung ERIVAN hat uns geradezu überwältigt. Die Auktionen haben Auswirkungen auf die gesamte internationale Branche. Wir konnten auch bei unseren regulären Auktionen neue Gesichter unter den Bietern begrüßen, in Deutschland ebenso wie bei unseren Partnern in Zürich und New York“, sagt Karl Louis, Geschäftsführender Gesellschafter des Heinrich Köhler Auktionshauses. Die bisherigen Auktionsergebnisse belegen, dass viele Sammler die Briefmarke als Investition in ein spannendes Hobby wiederentdeckt haben. Die Faszination blüht auf. So steigerten eingefleischte Sammler bei der dritten ERIVAN-Auktion im Juni 2020 einen Brief aus Württemberg mit seltenem Mühlradstempel auf 110.000 Euro bei einem Startgebot von 10.000 Euro. Bei der letzten Versteigerung des Briefes 1988 fiel der Zuschlag bei umgerechnet circa 29.000 Euro.

Die Highlights im Detail
Zu den begehrtesten philatelistischen Stücken der Auktion am 21. November wird der Lübeck-Brief mit der größten verwendeten Einheit der ersten Briefmarke der Hansestadt gehören. Eine der großen Seltenheiten der Altdeutschland-Philatelie. Der Wert einer weiteren Rarität Altdeutschlands aus dem Sammelgebiet Sachsen ergibt sich aus einem Produktionsfehler: Der für den Druck der ½ Neugroschen-Briefmarken verantwortliche Drucker verwechselte das Papier. Statt grauem verwendete er hellblaues Papier. Das angebotene Stück ist der einzig erhalten gebliebene Schalterbogen des Fehldruckes.

Auch Brustschilde kommen unter den Hammer
Neben den Briefmarken der Altdeutschen Staaten kommen zum ersten Mal in der Versteigerungsserie ERIVAN Briefmarken des Deutschen Reiches, sogenannte Brustschilde, unter den Hammer. Brustschilde werden in der Philatelie die ersten beiden Markenausgaben der Deutschen Reichspost (1872 bis 1874) genannt. Eine Besonderheit ist ein Brief vom ersten Tag der Verwendung von Briefmarken des Deutschen Reiches, adressiert an Kaiser Wilhelm I. (Startgebot: 2.000 EUR). Mit dieser Anschrift ist der Brief nach Berlin wohl der bedeutendste aller Ersttagsbriefe des Deutschen Reiches.

Außergewöhnliche Sammlung
Die einmalige Sammlung ERIVAN umfasst viele Unikate oder äußerst seltene Marken und Briefe, die in dieser Qualität kaum zu übertreffen sind. Sie ist unterteilt in Kollektionen der Sammelgebiete „Altdeutsche Staaten“, „Lokalausgaben und Private Postdienste der Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert“, „Postbeförderung mit Zeppelinen“, „Schweizer Kantonal- und Bundesmarken“, „Österreich und Lombardei-Venetien“ sowie „Raritäten aus aller Welt“.

Die Unternehmen des Global Philatelic Network, Heinrich Köhler in Wiesbaden, H.R. Harmer in New York und Corinphila Auktionen in Zürich steuern die Versteigerungsserie, bei der zwischen 2019 und 2023 rund 8.000 Auktionslose in 30 Briefmarkenauktionen in Wiesbaden, New York, Zürich, Stockholm und zu Weltausstellungen an unterschiedlichen Orten angeboten werden.

Bei der Besichtigung und Auktion gelten die derzeit bestehenden Abstands- und Hygienemaßnahmen.