(AIJP/pcp-wm) Gespannt schauten viele Philatelisten am 21. November 2020 nach Wiesbaden, wo das Auktionshaus Heinrich Köhler weitere 265 Einzellose aus der mittlerweile legendären „Erivan-Sammlung“ des verstorbenen Unternehmers Erivan Haub präsentierte. Wer die Versteigerung am Bildschirm verfolgte, musste sich in Geduld fassen, denn für die 267 Lose wurden rund sechs Stunden benötigt, was einen Schnitt von 44 Losen pro Stunde entspricht. Bereits diese Zahl macht deutlich, dass sich die zahlreichen Bieter um nahezu jedes Los heiße Gefechte lieferten, denn von den 265 Losen wurden 260 verkauft. Das entspricht einer Traumquote von rund 98 Prozent. Nur fünf Lose blieben liegen.
Noch deutlicher wird das Ergebnis, wenn man die Gesamtzahlen betrachtet. Der Ausrufpreis aller Lose lag bei 875.000 Euro, der Zuschlag aber fast beim dreifachen (genau: 2,91-fachen), nämlich bei 2.545.000 Millionen Euro. Kaum zu glauben, aber wahr.
Dieter Michelson, Geschäftsführer des Wiesbadener Auktionshauses und Mitinhaber des Global Philatelic Network, zu dem das Haus zählt, meinte dazu am Tag nach der Auktion auf Anfrage:
„Ich bin immer noch überwältigt von den Eindrücken von gestern. Hier wurden die schon für nicht übertreffbar scheinenden Zuschläge von den Boker-Versteigerungen teilweise verdoppelt und noch mehr übertroffen. Ich bin fasziniert mit welchem Weitblick und welcher klugen Wertschätzung Erivan Haub seine Sammlungen zusammentrug. Seltenheit, Qualität und zusätzliche nicht-philatelistische Werte wie Ästhetik, Kuriosität und geschichtliche Aussagekraft prägen diese Sammlungen. Diese Werte werden heute mit zeitlicher Verzögerung von der jetzigen Sammlergeneration geschätzt und letztlich – bezahlt.“
Aber er legte auch Wert auf die Feststellung: „Das spektakulärste Resultat war sicher der Lübeck-Brief mit dem Fünferstreifen der Nummer 1 in Höhe von 430.000 Euro. Wie gesagt, das war das spektakulärste Resultat. Das kleine und mittlere Material, was natürlich auch in diesen Sammlungen enthalten ist, brachte ebenso unglaubliche Ergebnisse! Jeder möchte ein Stück ERIVAN in seiner Sammlung haben. Der Trend zum Investment in das Hobby hält nach wie vor an und hat sich bei dieser Auktion nochmal verstärkt. Alle freuen sich schon jetzt auf ERIVAN V!“
Der erwähnte Lübeck-Brief, der auch den Katalogtitel zierte, stieg von 80.000 Euro Ausruf auf dieses schier unglaubliche Resultat von 430.000 Euro. Ebenso rekordverdächtig war der sog. König-Carol II-Brief mit dem waagerechten Kehrdruckpaar der 1 Kreuzer schwarz von Baden (Los 10), der für 100.000 Euro angesetzt war, letztlich aber 320.000 Euro Zuschlag erzielte. Zuschläge zum 10- oder noch weit Mehrfachen waren bei weitem nicht die Ausnahme. Gerade einmal 15 Lose gingen zum Ausruf weg, alles andere erlebte phänomenale Steigerungen. Selbst die vielen kleineren dreistellig angebotenen Lose. Wie sagte Michelson: „Jeder möchte ein Stück ERIVAN in seiner Sammlung haben.“ Das erklärt wohl alles.