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67. AIX-PHILA-Auktion: Der Bogenrand war der Star

1. März 2021

Sprang von 500 auf 2100 Euro: Polens MiNr. 1, 1860 gelaufen von Kibarty nach Riga.

Ein Bericht von Jan Billion

Die Corona-Pandemie hat zu einer Rückbesinnung auf das Briefmarkenhobby und zu einer Intensivierung der Sammelleidenschaft geführt. Briefmarkenauktionen profitieren von diesem Trend – vor allem, wenn sie digital gut aufgestellt sind. Meist sind es aber gesuchte Raritäten, die dort für Aufsehen und hohe Zuschläge sorgen. Auf der letzten Versteigerung von AIX-PHILA vom 20. bis 23. Januar 2021 rückte aber mal ein Randgebiet in den Mittelpunkt. Die Auflösung der Referenzsammlung „Bogenrandzudrucke“ von Günther Schwarz mobilisierte viele Sammler und brachte ein überwältigendes Ergebnis. Für Schwarz, der die Versteigerung am Bildschirm verfolgte, war es gleichzeitig eine schöne Bestätigung seiner jahrzehntelangen Nischen-Leidenschaft.

Herausragende Resultate

Noch vor einem Jahr hätten nicht wenige Auktionatoren eine Krise gekriegt, wenn man ihnen gesagt hätte, dass sie ihre Versteigerungen ohne Saalpublikum abhalten müssten. Nach dem Auffund Ab der Corona-Pandemie sind Online-Auktionen inzwischen fast „business as usual“. Auch auf der 67. AIXPHILA-Auktion war kein Publikum zugelassen. Ein Nachteil war das nicht. Weit mehr als 1000 Interessenten, die sich schriftlich beteiligten, und mehr als 500 Livebieter sorgten für eine ungewöhnlich ho he Beteiligung. Als am Samstagabend zum Abschluss Briefmarkensammlun gen aus Übersee bis nach 23 Uhr versteigert wurden, waren es noch 271 Philatelisten, die dem Geschehen aktiv folgten und für herausragende Resultate sorgten. So schoss eine Afrikasammlung bis 1925 von 500 auf 2500 Euro, Australien von 100 auf 1950 Euro, eine Themensammlung „Schrift“ er zielte nach einem Ausruf von 250 stolze 1000 Euro und eine moderne Partie VR China 5200 (3000) Euro. Vorab gab es bei den deutschen und europäischen Sammelgebieten ähnliche Steigerungen: Ein Briefposten Italien erzielte 5300 (1000) Euro, eine Sammlung Frankreich 5200 (2000) Euro, eine siebenbändige Ausstellungssammlung Schweiz landete nach heißen Bieterkämpfen bei 7200 (3000) Euro und eine Kollektion Deutsche Kolonien bei 6400 (1500) Euro.

Nahezu vollständig mit teils beachtlichen Steigerungen wurden Einzellose deutscher Sammelgebiete zugeschlagen. Der Dienstmarkensatz CIS von Schleswig kletterte von 800 auf 1450 Euro. Überdruckmarken aus dem Sudetenland, wie zum Beispiel der Masaryk-Block mit kleinen Beanstandungen, der sich von 1000 auf 2400 Euro mehr als verdoppelte, waren heiß b gehrt. Große Beachtung fand auch eine starke Abteilung „Postgeschichte aus dem Generalgouvernement“. Hier kletterte ein Dienstbrief von Lublin nach Berlin mit „Siegesstempel“ von 60 auf 220 Euro oder eine Ganzsachen karte von Krakau nach Braunlage von 80 auf 300 Euro. Bemerkenswert war auch die Tatsache, dass die deutsche Standartware nach 1945 fast vollständig abgesetzt werden konnte.

Zwei Ersttagsbriefe der Bundesrepublik mit den Freimarken zu 2 und 3 Mark aus der Heuss-Serie schossen jeweils von 500 auf 1550 Euro. Bogenware aus Luxemburg fand bei beachtlichen Steigerungen reißenden Absatz. Polens Nr. 1 auf Brief ging für 2100 (500) Euro in neue Hände, die Landschaftsserie aus der VR China lief mit 1050 (400) Euro ein.

Schoss von 200 auf 3700 Euro: Päckchenadresse mit Paar der 25 Pf Posthorn mit Hausauftragsnummer aus der Sammlung Schwarz.

Starke Nachfrage nach Spezialitäten

In einem Sonderkatalog mit 975 Positionen kam die Referenzsammlung „Bogenrandzudrucke“ von Günther Schwarz unter den Hammer. Sie enthielt Bogenrandsignaturen aller Art wie Druckdaten, Druckerzeichen, Zähl-, Form-, Haus – auftragsnummern, korrigierte Bogenwertzähler und Ähnliches, die zumeist gegen „Gebot“ ausgerufen wurden. Das hat die Bieter erst richtig heiß gemacht. Das Ergebnis war auch deshalb überwältigend: Der Gesamtausruf wurde um das Dreieinhalbfache getoppt! Wie beliebt dieses Sammelgebiet bei den Deutschland-Philatelisten offenbar ist, zeigt die Tatsache, dass sich nach schriftlichen Vorgeboten auf mehr als 70% der knapp 1000 Positionen bei der Corona-bedingt online durchgeführten Versteigerung weitere 130 Bieter live gleichzeitig angemeldet hatten und fast neun Stunden unermüdlich mitsteigerten. 3700 Euro für eine Päckchenadresse mit HAN (siehe Foto), 2700 (400) Euro für ein Eckrandstück der 70 Pf Heuss mit Formnummer 4 oder 960 (150) Euro für die Berlin MiNr. 72 mit Plattennummer 4 auf Brief seien als Beispiele genannt.

Zusammen mit den Bogenrandzudrucken aus der Sammlung Schwarz und einem beachtlichen Münzteil konnte das Auktionshaus AIX-PHILA knapp 90% des gesamten Angebotes von mehr als 4300 Losen verkaufen, wobei sich der Gesamtausruf beinahe verdoppelte.

Internet: www.aixphila.de