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29. Schlegel-Auktion: Spektakuläre Neuentdeckung beim Olympia-Block von 1936!

9. November 2021

Ein Bericht von Jan Billion

Die Herbst-Versteigerung des Auktionshauses Schlegel vom 1. bis 3. November 2021 kann mit einer Fülle von ausgezeichnetem und seltenem Material, mit postgeschichtlich interessanten Spezialitäten, Brie­fen, guten Einzelmarken und Sätzen aufwarten. Alleine vier Sonderka­taloge überraschen die Interessenten mit Spezialangeboten von der Klassik bis in die moderne Philatelie. Ein weiterer Schwerpunkt sind die Deutschen Besetzungsausgaben Frankreich. Sehr vielfältig zeigt sich die Abteilung mit Sammlungen, Posten und Nachlässen.

Seltenheiten vieler deutscher Sammelgebiete

Den Auftakt macht am 1. November am 10 Uhr der VIII. Teil der beliebten „Exklusivitäten“, wiederum 111 erlesene Lose aus vielen Bereichen der Phil­atelie. Darunter sind Spitzenstücke von Altdeutschland wie ein waagerechtes Paar des Sachsen-Dreiers (MiNr. 1 c) aus der rechten oberen Bogenecke (Feld 4-5) auf Briefstück, das mit einer Schät­zung von 20-25 000 Euro an den Start geht. Es folgen einige Brustschil­de-Spe­zialitäten, darunter der einzig bekannte Brief auf die Insel Cele­bes/Nieder­län­disch-Indien (18-2000 Euro). Eine spektakuläre Neuentde­ckung findet sich beim Dritten Reich: der Olympia-Block MiNr. 5 mit einer 40+35 Rpf, die einen deutlichen Dop­peldruck aufweist. Die­se Abart ist bei im Stich­tiefdruck hergestellten Marken sehr selten und in diesem Sammel­abschnitt kaum registriert, so dass die verlangten 30-35 000 Euro nicht überraschen. Unikat-Charakter hat auch die Winter­hilfsserie von 1938 (MiNrn. 675-683) einzeln als Schwarz­weiß-Essays auf Vor­lagekartons der Reichsdruckerei (9-11 000 Euro). Eine Groß­rarität der Ko­lonial-Philatelie ist die Deut­sche Post in China MiNr. 13 S auf Brief­stück (30-35 000 Euro). Ne­ben weiteren Kolo­nial-Selten­heiten be­geistert eine Fülle von Deutschen Be­setzungsausgaben Frank­reich im Zwei­ten Weltkrieg von Dün­kirchen, Fes­tung Lo­rient und St. Na­zaire, deren

Spitzenstücke genauso in den Ex­klu­si­vitäten-Katalog integriert wurden wie die aus der Samm­lung „Rohr­post Euro­pa & Ozean­briefe“, wo eine bisher nur als Fußnote im Michel-Katalog be­kann­te Hinden­burg-Rohr­post-Ganzsache mit einer Verwendung in Wien auffällt (MiNr. RP 25, 2-2500 Euro). Bei Deutsch­land nach 1945 reicht die Spanne von Besonderheiten der Französischen Zo­ne bis hin zu einer bisher unbekannten Teilzähnung der Bund MiNr. 573 (1-1200 Euro) und der berühmten „Gscheidle-Marke“ (25-30 000 Euro).

Nur eine Stunde später warten 150 Lo­se des altdeutschen Gebietes Olden­burg, ebenfalls in einem Sonderkatalog präsentiert, auf neue Liebhaber. Der Sammler hat großen Wert auf Qualität und optische Schönheit gelegt. Zu den herausragenden Stücken zählen ein waa­gerechter 3er-Streifen der MiNr. 1 auf Faltbrief aus Heppens (8000 Euro) und das Titellos, ein waagerechtes Paar der MiNr. 9 auf Ortsbrief innerhalb Ras­te­des. Das tadellose Stück, das früher die Caspary-Sammlung zierte, geht mit 10 000 Euro ins Rennen.

Am Nachmittag um 14 Uhr folgen teils einmalige Stücke aus der Sammlung des bekannten Berlin-Spezialisten Peter Koegel. Mehr als 800 Lose bieten eine faszinierende Spanne der Berliner Rohr­post nach 1945, des Postschnelldiens­tes vom 1. März 1949 bis 28. Februar 1963 und der Serie „Berühmte Män­ner“. Zu den Topstücken gehören der einzige Beleg von der Eröff­nungsfahrt des Postschnelldienstes mit zweimal 50 Pf Schwarzaufdruck (2800 Euro) und die einzig registrierte, im Postschnell­dienst beförderte 12-Pf-Schwarzauf­druck-Ganzsache (2500 Euro). „Die Aus­rufpreise sind der heutigen Markt­lage entsprechend angepasst worden“, schreibt Peter Koegel in der Einleitung des Sonderkataloges. „Viele Stücke aus den 80er- und 90er-Jahren hatten da­mals bedeutend höhere Preise. Bei einigen konnte oft auch nach Jahr­zehn­ten kaum ein weiteres Stück auftauchen. In der Anfangszeit war jeder auch noch so häufige Brief oder Karte umkämpft, heute hat man auch durch das Hand­buch von Stein­bock/Gunn einen großartigen Über­blick und eine preisliche Einordnung.“

Auf den Spätnachmittag ohne – wegen der zu erwartenden Bieterkämpfe – exakte Uhrzeit terminiert sind in einem weiteren Sonderkatalog über 400 Lose „Rohrpost Europa & Ozeanbriefe“. Die Sammlung umfasst die Gebiete des Deutschen Reiches ab Inflation mit der Rohrpost Berlin, München und Prag. Besonders beeindruckend ist die Abtei­lung mit den Ozeanbriefen.

Der 2. und 3. November gehören dem Hauptkatalog mit einem gewohnt breiten Spektrum der Philatelie und dem Sammlungs-Teil, der mit etlichen Nach­lässen und Spezialsammlungen deutscher und ausländischer Gebiete glänzt. Ungewöhnlich ist dieses Mal eine Viel­zahl von Autographen-Samm­lungen (Lo­se 4359 bis 4384).