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2. Schlegel-Auktion: Einziges postfrisches Exemplar der berühmten Gscheidle-Marke!

11. Mai 2023

Ein Bericht von Jan Billion

Die 32. Schlegel-Auktion, die vom 15. bis 19. Mai im Hollywood Media Hotel Berlin stattfindet, lockt wieder mit einem umfangreichen und in­teressanten Angebot. Im Blickpunkt steht eine Ikone der deutschen Nach­kriegsphilatelie, die berühmte Gscheidle-Marke, benannt nach dem ehemaligen Postminister Kurt Gscheidle. Überhaupt beeindrucken einmal mehr die deutschen Sammelgebiete, sei es mit einem Sonderteil von SBZ- Ganzsachen, durch die Auflösung einer Bund-Spezialsammlung oder mit Bogenrand-Besonderheiten verschiedener Sammelabschnitte.

Seltene Ganzsachen mit SBZ-Bezirkshandstempeln

Zur Teil­nah­me der Bun­des­re­publik Deutsch­land an den Olym­pi­schen Som­mer­spie­len 1980 in Moskau sollte am 10. April 1980 eine Sonder-Zuschlags­marke zu 60 + 30 Pf mit einer wehenden Olym­pia-Fahne als Motiv in einer Auflage von 7,5 Millionen Stück er­scheinen. Auf­grund des sowjetischen Einmarsches in Afghanistan im De­zem­ber 1979 verkündeten die USA ihren Boykott der Moskauer Spiele. Die Bun­desregierung, die sich ihrem Bündnis­partner verpflich­tet fühlte, wünschte sich eine gleichlautende Entscheidung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). Nach langen Diskussionen verzichtete das NOK auf die Teilnahme an den Olympischen Sommerspielen 1980. Die Vorbereitun­gen für die Her­ausgabe der Sonder-Zu­schlags­marke waren zu diesem Zeit­punkt fast abgeschlossen. Die in der Bun­desdru­ckerei Berlin be­reits gedruckte Auflage wurde eingestampft. Neben zwei kompletten 50er-Schal­terbogen mit den Form­nummern 1 und 2 im Bonner Archiv für Phil­atelie und einem weiteren kompletten Bogen im Berliner Postmuse­um entgingen drei weitere komplette An­druck­bogen mit jeweils 50 Stück der Ver­nichtung, die dem damaligen Bun­despostminister Kurt Gscheidle ge­lie­fert worden sein sollen. Ob er tatsächlich alle 150 Marken erhalten bzw. über­nommen hat, lässt sich allerdings nicht mehr nachvollziehen. Mit Sicher­heit ge­langten et­liche Exemplare der unverausgabten Olym­pia-Marke in den Be­sitz der Familie Gscheidle. Neben Ehe­frau Elisabeth nutz­te vor allem der in München lebende Sohn Thomas Gscheid­le die Sonder-Zuschlagsmarke versehent­lich für die Privatkorrespon­denz. Ein erstes gestem­peltes Exemplar wurde auf der 150. Steltzer-Auktion in Frankfurt am Main am 25. August 1983 ausgerufen und verkauft. Weitere Exem­plare ka­men 1983 innerhalb weniger Wo­chen bis Jah­resende unter den Ham­mer. Insgesamt sind bis heute 27 gestempelte Exemplare der Gscheid­le-Marke, darunter auch ein 3er-Streifen und Ver­wendungen auf Karte und Briefen, bekannt. Es gibt aber auch noch ein 28. Exemplar auf dem Markt – das einzige in postfrischer Erhal­tung! Es tauchte schon sehr früh auf, wie ein Fotoattest aus dem Hause Schle­gel vom 29. August 1983 belegt. „Prü­ferpapst“ Hans-Ge­org Schlegel schrieb damals: „Das Prüf­stück ist echt und hat Originalgummi. Die leichte matte Stel­le auf der Gum­mierung beeinträchtigt nicht die Post­frische der Marke und ist, in Anbetracht der enormen Selten­heit, völlig belanglos.“ Dass überhaupt ein postfrisches Exemplar existiert, ist dem Umstand zu verdanken, dass Elisabeth Gscheidle es einem Brief an eine Freun­din als Rückporto beilegte. Als Los Nr. 1 der beliebten „Exklusivitäten“, wieder in einem Sonderkatalog präsentiert, sucht es nun auf der 32. Schlegel-Auktion ei­nen neuen Liebhaber.

In einem weiteren Sonderkatalog wird die Sammlung „Bundesrepublik“ von Guido Gabisch offeriert, die u. a. viele einmalige Bogeneinheiten enthält. Ne­ben Bogenrandbesonderheiten aus deut­schen Sammelgebieten sind die Be­zirks­handstempel der SBZ prominent vertreten. In einem entsprechenden Son­derteil finden sich 459 Ganzsachen. Da­bei handelt es sich zum Teil um Unikate aus einem Archivbestand. Alle Stücke wurden aktuell BPP geprüft. Ebenfalls in einem Sonderkatalog zu­sammen­ge­fasst hat das Auktionshaus Schlegel das umfangreiche Angebot an Flug- und Zeppelinpost. Auf großes Interesse dürf­te auch die Auflösung des Postarchives des Vatikans stoßen. Die exzellente Of­ferte an Münzen mit ei­nem großen Teil seltener Goldmünzen ist u. a. auch im Exklusivitäten-Katalog untergebracht. Eine Vielzahl unberührter privater Nach­lässe und Sammlun­gen, die in einem separaten Katalog untergebracht wurden, rundet die fünftägige Veranstal­tung ab.

Internet: www.auktionshaus-schlegel.de